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Zwischen Orientierungslosigkeit und Neuorientierung – das hat mich die letzten Wochen beschäftigt

Zwischen Orientierungslosigkeit und Neuorientierung - was mich die letzten Wochen beschäftigt hat.

Am 14. März 2020 war ich auf einer Hochzeit eingeladen. Der letzte Tag, an dem viele Menschen zusammen ausgelassen auf einem wunderschönen Hofgut gefeiert haben. Bis uns am darauffolgenden Tag eine Eilmeldung nach der anderen erreicht hat. Es folgte der Lockdown und eine Zeit der Ungewissheit. Wie lange wird das alles andauern? Was passiert da gerade? Wie geht es weiter? Fragen über Fragen. Vermischt mit Verunsicherung und Angst, aufgrund der noch nie dagewesenen Situation.

Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen, nun sitze ich hier, April 2022 und wir kehren gerade langsam wieder zur Normalität zurück. Die Welt steht uns mit ihren unendlichen Möglichkeiten wieder offen. Wir können reisen, Veranstaltungen besuchen, unbeschwert stundenlang in unser Lieblingsstraßencafé sitzen, Feste feiern und uns uneingeschränkt mit unseren Familien und Freunden treffen und endlich wieder in unser Fitnessstudio nebenan gehen. Einfach das tun, wonach es uns gerade ist.  

Klasse, dann starten wir doch mal durch und genießen diese zurückgewonnene Freiheit. Mit all den Möglichkeiten, die uns das Leben bietet.

Die neu gewonnene Freiheit und gefangen in mir selbst

Doch plötzlich spüre ich, dass sich etwas in mir verändert hat. Ich fühlte mich etwas orientierungslos, überfordert und die erste Euphorie blieb irgendwie aus. Was ist nur los mit mir? Denn auf diesen Zeitpunkt habe ich doch, wie alle, sehnsüchtig gewartet?

Genau das, ist der springende Punkt. Ich habe darauf gewartet in der Annahme, alles läuft „normal“ weiter und ich gehe gleich zur Tagesordnung über. Als wäre nichts gewesen. Ich hatte eine Erwartungshaltung an mich, die nicht eingetroffen ist. Und dann, die große Enttäuschung, weil es sich nicht gleich super anfühlt und alles doch nicht so einfach ist, wie ich es erwartet habe. Denn ich habe versucht, etwas zu erzwingen, nämlich genau da weiterzumachen, wo ich damals aufgehört habe. Ohne darüber nachzudenken, was diese lange Zeit der Isolation mit mir gemacht und was alles passiert ist. Ich durfte erkennen, dass es tatsächlich gar nicht so einfach ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Das machte mich ungeduldig, wütend, traurig und manchmal auch ratlos. Ich habe mich dafür verurteilt, wenn ich keine Lust auf einen ausgiebigen Stadtbummel hatte, weil mich die Menschenmengen überfordert haben. Oder wenn mir die Verabredungen mit Freunden plötzlich zu viel wurden. Und wenn mir nicht danach war, einen Sonntagsausflug zu machen und ich mich stattdessen lieber mit meinem Lieblingsbuch zu Hause verkrümeln wollte.

Ich wollte mitrennen, doch dabei bin ich immer wieder energielos in einer Sackgasse gelandet und habe die Verbindung zu mir selbst verloren. Weil ich es wieder so haben wollte wie vorher. Dabei habe ich zu wenig auf meine Bedürfnisse gehört. Stattdessen bin ich jeder Einladung, jeder Unternehmung gefolgt. Obwohl es mir manchmal zu viel war, das von 0 auf 100. Obwohl ich ein „nein“ gespürt habe, habe ich trotzdem Dingen zugesagt. Denn es musste doch wieder „Normalität“ einkehren. Jetzt. Sofort.

Ich fühlte mich wie auf einer Rennstrecke, wo alle an mir vorbeirasen

Zunehmend fühlte ich mich wie auf einer Rennstrecke, wo alle an mir vorbeirasen und ich fast stehenbleibe, weil mein Motor nicht in Gang kommt.

Das hat mich die letzte Zeit sehr beschäftigt und ich habe gemerkt, dass ich so nicht weiterkomme. Also habe ich angefangen, statt mich dafür zu verurteilen, meine Perspektive zu wechseln, um meine Situation zu reflektieren und mein inneres Chaos zu analysieren und zu sortieren. Dabei habe ich ganz schnell für mich verstanden, dass ich gerade wie eine Art Neuanfang oder auch Neuorientierung erlebe. Mich neu ausrichten darf, mein Leben hier und da neu gestalten darf. Ich altes loslassen darf und neues in mein Leben treten darf. Denn meine Prioritäten haben sich in dieser Zeit verschoben, meine (Lebens-) Einstellung für vieles hat sich verändert und auch meine Interessen sind teilweise nicht mehr dieselben. All das habe ich mir eingestanden und es plötzlich als wunderbare Chance für mich gesehen. Neu zu gestalten, neu auszurichten, neu zu entdecken und ich dadurch wieder ganz neue Pfade betreten darf.

Das Leben ruckelt, wenn es in den nächsten Gang schaltet

Statt ein höher, weiter, schneller, richte ich mich in meinem Tempo aus. Ohne Eile, ohne etwas erzwingen zu müssen und dabei einfach den „weiter“ Knopf zu drücken.

Wieder einmal hat es mir gezeigt, dass ich mich auf meine Intuition, mein Herz, mein Inneres verlassen kann. Ganz in meinem Tempo nehme ich jetzt wieder Fahrt auf. Auch wenn die Welt mit ihrem Geschnatter rasant erwacht und all dem vermeintlich Wichtigen und Richtigen und in Wahrheit doch oftmals nur lautem Lärm zu dicht auf meine Seele rückt. Dann lädt mich die Stille, das in mich kehren dazu ein, meine Kraft aus meiner Mitte wiederzufinden. Die nie weg war, sondern sich auch nur etwas schlafen gelegt hat.


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